Gewiss ist es kein Zufall, dass auch die professionelle Landschaftsfotografie rasch die Signale der Neuzeit verarbeitete. Mit der New Yorker Ausstellung »New Topographics« im Jahre 1975 vollzog sich ein epochaler Umbruch in der fotografischen Darstellung von Landschaft: Die rein auf erhabene Schönheit der vom Menschen unbeeinflussten Natur ausgerichtete Fotografie – als deren Protagonist Ansel Adams galt – wurde abgelöst von einem dezidierten Blick auf die urbanen Räume, die »man-altered landscape«.
Nun stand der Wandel des unmittelbaren Lebensumfeldes im Fokus bekannter Fotografen wie Robert Adams, Lewis Baltz und Steven Shore. Durchaus mit einer Portion Wut im Bauch angesichts des rücksichtslosen Landschaftsverbrauchs entstanden Bilder in einem sachlichen, fast nüchternen Stil – zersiedelte Vorstädte, von Zivilisationsmüll verschmutzte Natur, Industriebrachen, Zwischenräume und Brachflächen, trostlose Neubaugebiete, ausuferndeVorstädte, haltlose Zivilisation.
Die oftmals in hartem Sonnenlicht oder bei bedecktem Himmel fotografierten Sujets kontrastieren allein schon durch den Zeitpunkt der Aufnahme von der vormals praktizierten Landschaftsfotografie, die sich aufgrund des gesuchten weichen Lichts vornehmlich in den frühen Morgen- und Abendstunden abspielte. Hartes Sonnenlicht wirft scharfe Schatten, oder ein eintönig grauer Himmel lenkt die Aufmerksamkeit des Betrachters fast gezwungenermaßen auf die vom Menschen verursachte Tristesse des urbanen Raumes. Diese treten entweder gar nicht, als verloren wirkende Statisten oder in kruden Massen auf.
Es hat mehrere Jahrzehnte gedauert, bis ich diese Sichtweise auch für meine Fotografie auf Sylt akzeptieren - und zu meiner eigenen machen konnte. Eine ganze Reihe von Einflüssen halfen bei der Entscheidung (siehe nächste Seite).